Die Teufelskapelle (Romantik Thriller / Unheimlich) (German Edition)
Alte Rechtschreibung!
Nachdem die bildhübsche Charlene Alley während einer Vernissage den Maler Richard Lord Woodbury kennengelernt hat, verändert sich ihr Leben drastisch. Seit der Begegnung mit dem Künstler wird sie Nacht für Nacht von grausamen Alpträumen heimgesucht. Doch ihre Qualen werden fast unerträglich, als ein Gemälde von Lord Woodbury verkauft wird und Charlene die Einladung auf den Landsitz des Malers nach Wales annimmt...
Leseprobe:
Das Portal der Kapelle schwang auf. Es gab den Blick in einen düsteren Andachtsraum frei. Erst jetzt merkte Charlene, daß sie barfuß war. Sie spürte die Kühle der Steine, als sie über die Schwelle der Kapelle schritt.
Plötzlich flammte Kerzenlicht auf, und jetzt merkte sie, daß die Musik, die sie die ganze Zeit über gehört hatte, von hier stammte. Sie blieb stehen und sah sich um, aber trotz des Kerzenlichtes konnte sie kaum etwas erkennen.
"Pamela!"
Die junge Frau drehte sich dem Altar zu. Sie nahm einige vermummte Gestalten wahr. Sie hatten die Hände wie zum Gebet erhoben. Vor ihnen auf dem Altar lag ein junges Mädchen. Bis auf einige fast durchsichtige Tücher war es nackt. Seine langen blonden Haare hingen herab. Es hatte die Augen geschlossen, es schien bewußtlos zu sein.
"Pamela!"
Hinter dem Altar tauchte in einem Lichterkranz eine weitere Frau auf. Sie trug ein schwarzes Gewand, dessen langer Schleier nicht nur ihre rotblonden Haare, sondern auch einen Teil ihres Gesichtes verhüllte. In ihren Augen spiegelte sich das Licht der schwarzen Kerzen. "Ich wußte, daß du kommen würdest", sagte sie. "Endlich, Pamela! Lange genug haben wir warten müssen."
"Ich bin nicht Pamela", hörte sich Charlene sagen. "Das muß eine Verwechslung sein. Das..."
Es ist ein Traum, nur ein Traum, versuchte sie sich einzureden. Aber warum empfand sie dann so entsetzliche Angst? Warum schlug ihr Herz so laut, daß sie glaubte, es von den Wänden der Kapelle widerhallen zu hören? Auf ihrer Stirn bildeten sich winzige Schweißtröpfchen.
"Natürlich bist du Pamela", widersprach die Frau. "Du willst es nur noch nicht wahrhaben. Doch eines Tages wirst du es wissen, wirst du spüren, daß du zu uns gehörst, daß dein Platz an meiner Seite ist." Sie hob ihre rechte Hand. Erst jetzt sah Charlene das Messer.
"Nein!" schrie sie auf.
Die Frau lachte. Blitzschnell stieß sie das Messer in die Brust des Mädchens.
Charlene schrie erneut auf, doch ihr Schrei ging im Gesang der schwarz vermummten Gestalten unter. Sie sah das Blut, das vom Altar auf den Boden rann und sich dort in einer Pfütze sammelte. Sie hörte noch immer das Lachen der Priesterin. Um sie herum begann sich alles zu drehen. Sie glaubte sich von einem unheimlichen Strudel ergriffen, der sie tiefer und tiefer zog.
"Nein, nein, nein!" Charlene schlug wild um sich, aber der Strudel hielt sie noch immer gefangen, der Gesang wurde lauter und lauter, die Musik dröhnte in ihren Ohren. Sie sah, wie das blutige Messer auf sie zuschwebte. Sie wollte nicht nach ihm greifen, aber ihre rechte Hand öffnete sich ganz von alleine, und plötzlich umfaßte es ihre Finger. Sie empfand einen kurzen Schmerz.
"Nein!" schrie sie erneut auf. "Nein!"
Charlene erwachte. Der Mond schien in ihr Zimmer und gab den Möbeln und Gegenständen ein gespenstisches Aussehen. Mit offenen Augen, fast bewegungslos, lauschte sie auf das heftige Schlagen ihres Herzens. Es ist nichts als ein Traum gewesen, sagte sie sich. Nur ein Traum. Doch noch immer spürte sie die Angst, glaubte kaum Luft zu bekommen. Deutlich sah sie den Altar vor sich, die rotblonde Frau mit dem glitzernden Messer, hörte ihr Lachen...